Kerbholz

Kerbholz
Kerb|holz ['kɛrphɔlts̮]:
in der Wendung etwas auf dem Kerbholz haben (ugs.): etwas Unrechtes begangen haben:
der Dieb hat mehrere Straftaten auf dem Kerbholz.

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Kẹrb|holz 〈n. 12u; MAlängsgespaltener Stock, von dem jeder der beiden Geschäftspartner eine Hälfte bekam, in die Kerben als Merkzeichen für Zahlungen usw. geschnitten wurden ● etwas auf dem \Kerbholz haben 〈eigtl.〉 etwas schuldig sein; 〈fig.〉 etwas Unrechtes getan haben

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Kẹrb|holz, das <Pl. …hölzer>:
in der Wendung etw. auf dem/(bayr., österr. auch:) am K. haben (ugs.; etw. Unerlaubtes, Unrechtes, eine Straftat o. Ä. begangen haben; eigtl. = Schulden haben; nach dem Holzstab, in den Kerben als Nachweis z. B. für Schulden eingeschnitten wurden).

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Kerbholz,
 
im Rechtsleben des Mittelalters bis in die Neuzeit hinein allgemein übliche Holzurkunde. Zum Nachweis erbrachter Leistungen (z. B. an die Grundherrschaft: Zehentstecken) oder zur Abrechnung mit Handwerkern, Gastwirten u. a. wurden Kerben in einen Holzstab geschnitten, der dann zur Rechnungslegung diente. Das Kerbholz als Forderungs- oder Quittungsholz wurde bei Schuldtilgung zurückgegeben oder abgekerbt. Häufig ist es auch ein längs gespaltenes Holz, über dessen beide zusammengelegte Hälften von zwei Parteien (Schuldner und Gläubiger) Kerben quer eingeschnitten wurden; die Inhaber der Hälften kontrollierten durch Aneinanderfügen die durch die Kerben festgelegten Vereinbarungen. Das Kerbholz ist bereits für vorgeschichtliche Zeit belegt. - Kerbzettel sind nach dem Vorbild des Kerbholzes geteilte Urkunden (Charta, Urkundenlehre).
 

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Kẹrb|holz, das: a) in der Wendung etw. auf dem K. haben (ugs.; etw. Unerlaubtes, Unrechtes, eine Straftat o. Ä. begangen haben; eigtl. = Schulden haben; nach dem Holzstab, in den Kerben als Nachweis z. B. für Schulden eingeschnitten wurden): Er hat gesagt, dass er gar nicht wissen möchte, woher ich komme und was ich auf dem K. habe (H. Weber, Einzug 144); ∙ b) längs gespaltener Holzstab, auf dessen nebeneinander liegenden Hälften durch Kerben Warenlieferungen, Arbeitsleistungen u. Zahlungsverpflichtungen vermerkt werden u. die dann bei der fälligen Abrechnung genau miteinander verglichen werden: Das kommt nicht aufs K. (braucht nicht bezahlt zu werden). Ich geb es gern (Schiller, Wallensteins Lager 11).

Universal-Lexikon. 2012.

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  • Kerbholz — • Kerbholz etwas auf dem Kerbholz haben (ugs.) »etwas Unrechtes, eine Straftat begangen haben, sich etwas zuschulden kommen lassen haben« Die Wendung bezieht sich auf das bis ins 18. Jh. verwendete Kerbholz, das dazu diente, Warenlieferungen,… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Kerbholz — Sn std. alt. phras. (15. Jh.) Stammwort. Holzstab, auf dem mit Hilfe von Kerben Summen u.ä. festgehalten werden; besonders bei Zechschulden, deshalb etwas auf dem Kerbholz haben zunächst Zechschulden haben . deutsch s. kerben, s. Holz …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Kerbholz — Kerbholz, 1) zwei lange, schmale Stückchen Holz von gleicher Größe, zum Rechnen mit, des Lesens u. Schreibens unkundigen Personen. Man macht auf die an einander gehaltenen Stäbchen für einzelne geleistete Arbeiten, od. für verabreichte Waaren,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Kerbholz — (Kerbstock), Stäbchen zum Einschneiden von Zahlen und Zeichen, ein altes Mittel zum sichern Zählen und Rechnen sowie für Erinnerungen aller Art. Insbesondere wurden Schulden aufs K. geschnitten. Daher »was einer auf dem K. hat« soviel wie seine… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Kerbholz — Kerbholz, im altdeutschen Handel und Wandel ein Stück Holz, auf dem vom Gläubiger die Schuldsummen durch Einschnitte (Kerben) bezeichnet wurden …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Kerbholz — Kerbholz,das:etw.aufdemK.haben:⇨Schuld(I,2) …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Kerbholz — Das Kerbholz oder der ›Kerbstock‹ war vor der Einführung schriftlicher Rechnungslegung das wichtigste Gerät zur Aufzeichnung von Lieferungen und Arbeitsleistungen. Aus dem modernen Wirtschaftsleben ist der Gebrauch von Kerbhölzern freilich… …   Das Wörterbuch der Idiome

  • Kerbholz — 1. Wer vffs kerffholtz zehret, der muss auch rechnen vnd zahlen. – Lehmann, 922b, 7. Die Seiten 922 und 923 sind in der von mir benutzten Ausgabe Lehmann s doppelt. *2. Auf dem Kerbholz stehen. – Eiselein, 370. Schulden haben. *3. Auffs Kerbholtz …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Kerbholz — Ein Kerbholz, (auch Kerbstock, Zählholz, Zählstab) ist eine frühzeitliche und mittelalterliche Zählliste; es diente meist dazu, bilaterale Schuldverhältnisse fälschungssicher zu dokumentieren. Ein geeignetes längliches Brettchen oder ein Stock… …   Deutsch Wikipedia

  • Kerbholz — Kẹrb·holz das; nur in etwas auf dem Kerbholz haben gespr; etwas Verbotenes, Unrechtes getan oder ein Verbrechen begangen haben …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

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